Historisches
Über 90 Jahre aktiv im Natur- und Umweltschutz - in der Erhaltung unserer Gewässer und einer Vielzahl von Fischarten.
Es gibt Jahre, die in der Fülle großer geschichtlicher oder kulturhistorischer Ereignisse herausragender sind als das Jahr 1921. Dennoch dürften diese Monate, jenen die sie bewusst erlebten, durchaus ereignisreich genug erschienen sein. Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 waren erst junge Vergangenheit und die Entbehrungen und Wirren der Nachkriegszeit überall deutlich spürbar. Aber in Deutschland und in der Welt gingen auch 1921 die Geschichte und die Geschichten weiter. Friedrich Ebert war Reichspräsident und Albert Einstein erhielt den Nobelpreis für Physik. Frederick Banting entdeckt das Insulin, während im gleichen Jahr die Komödie „Ingeborg“ von Curt Goetz uraufgeführt wird. Enrico Caruso starb 1921 und Beniamino Gigli debütierte an der Metropolitan Opera. Das geistliche Oberhaupt der Katholiken war zu jener Zeit Papst Benedikt XV. und Eduard Künneke schrieb seine Erfolgsoperette „Der Vetter aus Dingsda“ .
1921 war auch das Jahr, in dem zwei Kölner zu Vorsitzenden gewählt wurden:
Konrad Adenauer wurde Vorsitzender des Preußischen Staatsrates und Werner Knein der erste Vorsitzende des Kölner Angelsportvereins.
Wem dieser Vergleich zu gewagt erscheint, mag ihn bitte zu Ende denken. Der Preußische Staatsrat ist längst aufgelöst und in die Geschichte eingegangen – der Kölner Angelsportverein aber lebt und erfreut sich bester Gesundheit; sofern man dies von einer Institution überhaupt sagen kann.
Aber der Reihe nach.
Schon zu Beginn der 20er Jahre war der Rhein nicht mehr das, was Sportangler – und hier insbesondere Fliegenfischer – sich unter einem guten Gewässer vorstellen. Die Kommunen hatten sich in unheiliger Allianz mit den großen Industriebetrieben inzwischen erfolgreich darangemacht, den Rhein – diesen mächtigen Strom – in die Kloake der Nation zu verwandeln. Natürlich war der Rhein nach wie vor ein Angelgewässer und ist es auch heute noch; doch seine Bedeutung in dieser Hinsicht schwand zunehmend. Es gibt ein augenfälliges Beispiel für diese Wandlung.
Wattlers Fischerhaus, in der Rheinaue nahe dem Zoo gelegen, war damals in der ganzen Kölner Bucht bekannt, nicht zuletzt wegen seiner vielgerühmten „Rheinbarben Schnitte“. Das Restaurant gibt es heute noch – als Pizzeria!
Was lag unter solchen Umständen also näher, als dass sich einige von der Fliegenfischerei besessene Sportangler nach einem Gewässer umsahen, das ihnen die Möglichkeit bot, ihrer Leidenschaft nachzugehen.
Sie fanden es in der Agger, die für damalige Vorstellungen fast endlos weit von Köln weg lag. Damit stand der Gründung ihres Zusammenschlusses nichts mehr im Wege und am 21. Juni 1921 war es schließlich soweit. Man setzt einen vorläufigen Vorstand ein, den man am 13. September 1921 dann ordentlich und endgültig bestätigt. Der erste Vorsitzende in der Geschichte des Kölner Angelsportvereins wird Werner Knein, von Beruf Postsekretär. Sein Stellvertreter wird der Fabrikant Karl Hondrich, Schriftführer wird der Tanzlehrer Wilhelm Albert und zum Kassenführer bestellt man Johann Simonis, seines Zeichens Kasinowirt. Als weitere Gründungsmitglieder sind nach den Unterlagen noch folgende Herren nachweisbar:
- Karl Berger
- Wilhelm Damm, Kaufmann
- Ignaz Kleinmeyer, Kunstfotograf
- Rudolf Betz, Fabrikant
- Gustav Everling
- Heinrich Lange, Versicherungsbeamter
- Johann Schönenberg, Kriminalpolizeiwachtmeister
- Ferdinand Gross
- Otto Damm, Werkführer
- Franz Kaiser
Wie man sieht, schon damals eine bunte und breite Palette beruflicher Schattierungen; ein Spezifikum, das sich in diesem Verein bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Man wählt den Namen „Kölner Angelsportverein 1921 e. V.“ und lässt am 14.3.1922 gegen fünf Reichsmark beim Preußischen Amtsgericht zu Cöln die erste Satzung eintragen.
Die Agger wird, wie schon erwähnt, seit dem Gründungstag befischt und entwickelt sich bereits in den ersten Jahren zu einer Art Dreh- und Angelpunkt des Vereins und des Vereinslebens. Reste von dieser zentralen Funktion haben sich bis heute erhalten.
Im Jahre 1921 dürfte sich die Zahl der Mitglieder etwa zwischen 25 und 30 bewegt haben. Aber diese Zahl wächst aus verständlichen Gründen schnell und zu den ursprünglich überwiegend auf die Flugangelei fixierten Gründern gesellen sich Mitglieder, die daneben auch die Grund- und Stippangelei lieben. Die einerseits steigende Mitgliederzahl und der Wunsch der Mitglieder andererseits, neben der Agger noch in einem anders gearteten Gewässer fischen zu können, bringt für den Verein Anfang der 30er Jahre eine wichtige Entscheidung.
Es gelingt dem Vorstand zwischen Blankenberg und Lauthausen ein etwa 8 km langes Stück Sieg anzupachten. Diese Strecke der Sieg bekommt in den seither vergangenen rund 50 Jahren neben der Agger eine einschneidende, vereinsgeschichtliche Bedeutung. Damit stützt sich der Kölner Angelsportverein auf zwei vorzeigenswerte und attraktive Gewässer; darauf ist er auch so stolz, dass man in einem heute noch erhaltenen Brief aus dem Jahre 1934 diese beiden Wasserstrecken unter „Fischereigelegenheiten“ im Briefkopf aufgeführt findet.
Das Jahr 1951 bringt dann die nächste einschneidende Neuigkeit für die Kölner Angelsportverein. Der Verein, dessen Mitgliederzahl unterdessen bei etwa 60 liegt, bekommt die Möglichkeit, ein drittes großes Gewässer unter Pachtvertrag nehmen zu können.
Der Stausee II in Ehreshoven steht zur Disposition. Nach einigen Versammlungen und fast endlosen vereinsinternen Diskussionen entschließt man sich endlich, dieses Gewässer anzupachten. Diese Gewässer stehen dem Kölner Angelsportverein 1921 e.V. auch heute noch zur Verfügung.
(Auszug aus der Festschrift zum 60 jährigen Bestehen des Vereins, Verfasser Helmut Lochner)